Augenzeugenbericht der Relegationsspiele zum Aufstieg in die Verbandsliga
in Lorsch am Samstag, 30.04.2016
Von Frank Hiebsch
Samstag, 7:30 Uhr, der Wecker klingelt. “Warum nur”,
frage ich mich, während ich den Knopf zum Abstellen des Alarms suche. Ah, zum
Glück überkommt mich der Schlaf schnell wieder.
„Du musst aufsteigen heute“, sagt dann irgendwann die
Frau, die neben mir liegt.
„Wenn schon, dann heißt das „aufstehen“ erwidere ich.
„Nein, aufsteigen, mit Deiner Mannschaft, in die andere
Klasse, in Lorsch. Und mach jetzt hin, damit ich weiterschlafen kann.“
Dann überkommt’s mich. Heute ist Relegation und obwohl’s
Samstag ist, geht’s schon um 10.00 Uhr los. Gut! Aufstehen, eine Rauchen,
Trikot aus der Wäsche holen, Tasche packen, auf den Mark t fahren und Bananen
holen, noch zur Tanke und Kippen holen – abfahrbereit!
Als ich gegen 8:30 Uhr in Lorsch ankomme ist die Halle
noch zu. Mal in WhatsApp gucken, was die anderen so machen (ich lasse die
Emojis mal weg jetzt):
Tanke oder Halle?
Wenn wir Halle schreiben meinen wir doch nicht Tanke
Ah ja
Zack
Schon jemand da?
Schön pünktlich alle!
Maul
Ist der P im Parkcafe?
Say u lalala
Ja
Ich bin hier
Toll
Ich will euch nicht länger damit langweilen, aber das ist
halt das Niveau, mit dem man sich in unserem Mannschaftschat auseinanderzusetzen hat. Mittlerweile ist aber auch der Hausmeister da und
schließt freundlicherweise auf. Ich frage ihn, ob er schon mal den Kaffee
einschalten kann. Er sagt, dass er der Hausmeister ist, nicht der Koch. „Ganz
schön kalt eure Halle“, sage ich dann. „Trink‘ halt nen heißen Kaffee“
entgegnet er. Haha!
Als Team Nordenstadt dann pünktlich, komplett und sogar
mit Teambetreuer (Joram) eintrifft, ist die erste Hürde des Tages geschafft.
Das muss einfach gut werden heute.
9:00 Uhr: ALLE 6 Mann spielen sich gleichzeitig ein.
Gibt’s ja gar nicht? Gibt’s doch! Alle sind offenbar ganz heiß drauf, dass wir
nächstes Jahr in der Verbandsliga mal so richtig den Allerwertesten aufgerissen
bekommen?!
10:00 Uhr: Pünktlich wird das Spiel gegen den
Tabellenzweiten der Nord-Gruppe, den TV Oberndorf angepfiffen. Und es geht mit
unseren neu formierten Doppeln gleich gut los. Seubi und ich gegen Neuhof /
Wolf knapp 3:1 und am Nebentisch Atti/Atti gegen das Einserdoppel Steiner /
Cölkusu 3:2 nach 0:2 – das war mal richtig stark! Jetzt noch das Dreierdoppel
und dann… Pustekuchen. Matze und P wackeln und verlieren 3:2. Macht nix, mit
2:1 nach den Doppeln konnten wir nicht zwingend rechnen.
Dann bringt uns Auf-den-Punkt-in-Bestform-Seubert gegen
Steiner nach sehr starkem Spiel mit 3:1 in Front und ich kann gegen Neuhof zum
4:1 nachlegen. Das läuft gut heute! Nächstes Spiel, nächste Überraschung. P
furios gegen Cölkusu. Enge Kiste, aber 3:1 für den P. Gleichzeitig verliert der
Kleine Atti gegen Wolf, der schon im Doppel aus allen Lagen abgefeuert hat. Der
ist ganz schön stark heute. 1:3 gegen Kleinen Atti, insgesamt steht’s jetzt
5:2.
Hinten kommt der Große Atti wie ein Sturm über Schmidt
(3:0 für Atti) und Matze kämpft Medeni in 5 spannenden Sätzen nieder. 7:2, die
Überraschung ist zum greifen nah. Da macht’s auch nichts, dass ich gegen den
Steiner nicht so gut kann und 3:2 verliere, denn der
Auf-den-Punkt-in-Bestform-Seubert gewinnt auch gegen Neuhof und jetzt haben wir
schon 8.
Oberndorf kämpft aber weiter und kommt in der Mitte durch
2 Siege nochmal auf 8:5 ran, aber Matze wackelt sich gegen Schmidt durch und
sorgt für den 9. Punkt!
13:20 Uhr: Sieg, 9:5, Überraschung, sehr gut.
13:21 Uhr: Die mittlerweile ebenfalls in der Halle
eingetroffenen Klarenthaler klären uns auf, dass sie heute ohne ihre Nummer 1
angereist sind.
13:22 Uhr: Uns wird klar, dass heute echt was geht. Ohne
Blinstein ist Klarenthal wahrscheinlich nicht mehr die stärkste Mannschaft im
Relegationsturnier, sondern die schwächste. Da geht was, da geht was, da geht
was.
13:35 Uhr: Nach einer gemütlichen Zigarette in der Sonne
vor der Halle guck ich mal WhatsApp – 105 neue Nachrichten. Wie geht denn das?
Wir sind doch alle hier? Alle? Nein, nicht alle! Eine kleine, graue Eminenz und
Mannschaftsführer liegt krank daheim, drückt die Daumen, schwitzt und heult
Blut und Wasser und schreibt und schreibt und schreibt und feuert an und
schreibt. Und schreibt. Und schreibt. Das ist besser als die Liveübertragung
des letzten Bundesliagspieltags im Radio. Und noch einer fehlt, weil er was für
unser Bruttosozialprodukt tun muss. Aber auch der fehlt nicht wirklich. Ob
anfeuernd (ihr schafft das) oder esoterisch (ich bin in Gedanken bei euch). Der
Meister des Sprechgesangs kann eben nicht nur singen, der kann auch schreibend
motivieren.
14:00 Uhr: warten
14:30 Uhr: warten
15:00 Uhr: warten
15:30 Uhr: warten
16:00 Uhr: warten
16:30 Uhr: Oberndorf gewinnt gegen Klarenthal locker mit
9:3. Um sicher aufzusteigen, brauchen wir jetzt mindestens ein Unentschieden
gegen Klarenthal.
17:00 Uhr: Jetzt geht’s um die Wurst. In den letzten
Wochen hatte sich schon fast eine gemeinsame Trainingsgruppe gebildet, in der
sich sowohl wir als auch die Klarenthaler auf die Relegation vorbereitet haben.
Dementsprechend kennen wir uns jetzt alle noch besser gegenseitig, als das auch
vorher schon der Fall war. Alles ist möglich.
Auch hier starten wir wieder mit 2:1 in die Partie. Seubi
und ich mit Mühe gegen Rudi / Piotr und Matze / P 3:0 gegen Arthur / Janis.
Atti / Atti sind wieder stark, verlieren aber knapp gegen Oli / Rene.
In den ersten beiden Sätzen meines Einzels, weiß ich gar
nicht, was passiert. Im ersten bin ich nicht besonders gut aber so, wie Piotr
im zweiten Satz aufdreht, fühle ich mich eher in der Relegation zur 2. Liga als
zur Verbandsliga. Macht aber nichts, denn Piotr verschießt alle seine Körner in
diesem einen Satz, dann lässt er mich die nächsten 3 Sätze gewinnen. Und da der
Auf-den-Punkt-in-Bestform-Seubert auch Oli keine Chance lässt, führen wir
wieder mit 4:1. Der Kleine Atti kann’s auf den Arthur, und das sieht man auch.
Locker 3:0. Dann lässt sich der P durch Rene’s taktische Kniffe aus dem Konzept
bringen und verliert sein Spiel noch mit 3:2 – aber das macht nicht viel, denn
wir haben ja noch Hinten. Matze hat den Rudi gut im Griff und wackelt auch viel
weniger, als im ersten Spiel. Sein 3:0 und der Fünfsatzerfolg vom Großen Atti
gegen Janis bringen uns wie schon im ersten Spiel gegen Oberndorf mit 7:2 in
Front. 1 Punkt fehlt noch, dann haben wir die Relegation tatsächlich gewonnen.
Oli hat sich dann zu viel gegen mich vorgenommen und war
entsprechend unlocker. 3:0 für mich ohne Highlights. Und so blieb es unserem
Auf-den-Punkt-in-Bestform-Seubert an diesem Tag auch vorbehalten, gegen Piotr
den Schlussstrich unter diese Begegnung zu ziehen – 3:1 Seubert.
Nordenstadt 9! Klarenthal 2! Danke. Bitte! ZackZackZack!
Ich verschone euch jetzt mit den kalten Duschen, der
Heimfahrt, der Relegationspizza und dem anschließenden geselligen
Beisammensein, denn ich muss jetzt weiterarbeiten.
Frank aus der Mittagspause, ENDE
Für eventuell etwas mannschaftsfernere Leser hier noch
eine kleine Übersetzung der verwendeten Pseudonyme:
Auf-den-Punkt-in-Bestform-Seubert: Frank Seubert
Der Kleine Atti: Dominik Attenhofer
P: Marcus Pund
Matze: Matthias Friese
Der Große Atti: Daniel Attenhofer
Eine kleine, graue Eminenz und Mannschaftsführer: Thomas
Klose
Der Meister des Sprechgesangs: Holger Paulus
Ich: Frank Hiebsch